Der Herbst ist da und somit auch eine gute Gelegenheit, sich wieder einmal der Wohnung zu widmen – vielleicht ist ja auch die Zeit, der Wohnung einen neuen Anstrich zu verpassen! Ein paar Kenntnisse zu Farben und deren Verwendung können dabei manchen Fehltritt ersparen. Im Folgenden wollen wir uns die Grundlagen der Farbenlehre einmal näher anschauen und ein paar praktische Tipps für Zuhause geben.

Die Geschichte der Farbenlehre

Den überwiegenden Teil der Sinneseindrücke nehmen wir über das Auge wahr, auch Stimmung und Befinden werden durch Farben beeinflusst. Künstler, Physiker und Psychologen haben schon seit langem die Wirkung der verschiedenen Farbtöne erforscht und versucht, diese in verschiedenen Systemen zu ordnen. Bereits im 18. Jahrhundert schickte Isaac Newton weisses Licht durch ein Prisma, wodurch es in seine einzelnen Bestandteile zerlegt wurde und ein regenbogenartiges Spektrum entstand. Die darin enthaltenen Spektralfarben ordnete Newton in einem Farbkreis an und erkannte in Rot, Grün und Blau die Grundfarben, welche in ihrer Summe Weiß ergeben. Schwarz stand hingegen für die Abwesenheit des Lichtes.

Einhundert Jahre später beschäftigte sich auch Goethe mit der Erforschung der Farben. Im Gegensatz zu Newton basierte seine Farbenlehre auf dem Gegensatz von Hell und Dunkel: die Farben waren demnach ein „Grenzphänomenen“ zwischen Licht und Finsternis. Die von Goethe definierten Grundfarben haben auch einen psychologischen Charakter – sie symbolisieren die verschiedenen Zustände des Geistes und der Seele. Obgleich Goethes Farbenlehre größtenteils überholt ist, gelten seine Überlegungen zur Wirkung der Farben heute als Beginn der modernen Farbpsychologie.

Wirkung der Farben im Raum

  • Rot steht für Energie, Feuer und die Liebe. Auf psychologischer Ebene wirkt es kraftvoll und stimulierend. Rottöne erzeugen eine anregende Stimmung und fördern körperliche Aktivität und Bewegung. Wird Rot als Wandfarbe verwendet, erscheint die Raumtemperatur höher als sie eigentlich ist. Als Raumfarbe sollte Rot jedoch eher sparsam genutzt werden, da ein Zuviel Gereiztheit und Nervosität begünstigen kann. Rote Wände können leicht etwas laut und beengend sein – und eine rote Decke lässt den Raum schwer und drückend erscheinen.
  • Blau wirkt klärend und vergrößert kleine Räume. Wenngleich die Farbe einen entspannenden Effekt hat, kann ein blaues Zimmer leicht auch kalt und distanziert erscheinen. Am besten ist Blau deshalb wohl im Schlafzimmer aufgehoben – oder überall dort, wo eine ruhige und kühlere Stimmung gewünscht ist.
  • Orange strahlt viel natürliche Wärme aus und erzeugt eine gemütliche Atmoshäre im Raum. Wer einen heiteren, anregenden und geselligen Ort möchte, liegt mit dieser Farbe genau richtig. So eignet sich Orange zum Beispiel für die Küche und solche Zimmer, die nicht viel Licht bekommen. Damit die der Farbe eigene Leuchtkraft voll zur Geltung kommt, sollte sie jedoch nicht oder nur sparsam mit Weiß gemischt werden.
  • Grün fördert Ausgleich und Ruhe, aber auch Kreativität. Die Farbe eignet sich deshalb beispielsweise fürs Arbeitszimmer und alle Räume, in denen geistig gearbeitet wird. Als Farbe der Pflanzen sorgt Grün für positve Schwingungen und hat eine erholsame Wirkung auf Körper und Geist. Reines Grün ist weder kalt noch warm und wirkt vielleicht gerade deshalb so ausgleichend auf die Seele.
  • Siena und Ocker – Wer einen gemütlichen, warmen Raum gestalten will, greift gern auf diese erdigen Töne zurück. Sie vermitteln Natürlichkeit, haben aber auch etwas Rustikales und können somit fast überall in der Wohnung verwendet werden.
  • Weiss und Grau zählen zu den Nichtfarben, die als neutrales Element auf vielerlei Weise verwendet werden können. Da sie so vielseitig kombinierbar sind, liegt man mit ihnen auch selten verkehrt. Wahlweise werden sie benutzt, um Möbel wie auch andere Farben zu betonen, zu neutralisieren oder aufzuhellen. Insbesondere Grautöne erfordern allerdings das richtige Maß, denn ein Zuviel kann hier schwer und trist wirken.

Wer sich die Wirkung von Farben bei der Raumgestaltung zunutze machen will, sollte darüber hinaus auf Folgendes achten:

  •  Wesentlich für den Charakter einer Farbe ist deren Leuchtkraft und Intensität: Rot leuchtet stärker als Blau – und Grün ist intensiver als ein dezentes Blau-Violett. Je größer die Leuchtkraft, desto weniger Fläche wird also benötigt, um einer Farbe Geltung zu verschaffen. Um nicht überwältigend zu wirken, sollten leuchtende Farben in der Regel sparsam eingesetzt werden.
  • Dunkle Farben wirken stets enger und schwerer als helle. Für ein luftiges Raumgefühl werden Decken deshalb am besten hell gestrichen. Ist die Deckenfarbe dunkler als die der Wand, wirkt der Raum niedriger.
  • Warme Farben erscheinen näher und verkleinern den Raum – während kühle Töne ihn größer erscheinen lassen. Der Farbton beeinflusst darüber hinaus auch das tatsächliche Temperaturempfinden. Ein Raum wird als bis zu 4°C wärmer empfunden, wenn er in warmen Farben gehalten ist. Bei der Farbauswahl geht es also darum, die richtige Balance zu finden – damit das Zimmer weder zu kühl noch zu klein erscheint.
  • Wand- und Deckenfarben sollten natürlich mit dem übrigen Interieur harmonieren. Möbel, Leuchten und Heimtextilien müssen allerdings micht zwangsläufig ähnliche Farben haben, manchmal sind es gerade die Kontraste, die ein reizvolles Ambiente erzeugen.

Farben kombinieren

Einfarbige Räume und Möbel können leicht langweilig wirken. Wichtig ist deshalb ein harmonisches Zusammenspiel verschiedener Farben und Farbtöne.

  • Fast immer gut miteinander kombinieren lassen sich verschiedene Helligkeiten einer Farbe. Diese Technik wird Ton-in-Ton genannt: man mischt etwas Weiß oder Schwarz in die Farbe, um so verschiedene Abstufungen zu erhalten. Schwieriger und zugleich interessanter ist es, verschiedene Farben mit ähnlicher Helligkeit so zusammenzubringen, dass es stimmig wirkt.
  • Gut kombinieren lassen sich etwa Farben, die im Farbkreis nebeneinander liegen, etwa Gelb-Orange, Gelb und Lindgrün.
  • Eine andere Möglichkeit besteht darin, jeweils solche Farben zu auszuwählen, die auf dem Farbkreis ein (gedachtes) gleichschenkliges Dreieck bilden.
  • Wer es kontrastreicher mag, wählt Farben, die sich im Farbkreis direkt gegenüberliegen (Komplementärfarben). Mit etwas Schwarz oder Weiss abgemischt ergeben sich eine Menge spannungsreiche Nuancen, die allerdings nicht zuverlässig auch harmonisch wirken. Hier braucht es etwas Feingefühl und Erfahrung.

Um die passende Farbpalette zu finden, benötigst Du einen Farbfächer oder Farbkreis. Alternativ findest Du zum Beispiel bei Adobe Color eine riesige Auswahl verschiedener Farbkombinationen, die auf den erwähnten Prinzipien beruhen. Auf der Website kannst Du übrigens auch eigene Farbpaletten erstellen.